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DIE
ST.GEORGS-KIRCHE AUF DEM ROSSBERG

Hier finden Sie geschichtliche Hintergrundinformationen zum „Ort“ Roßberg. Wir werden diese Seite bald mit weiteren Informationen speziell zum Roßberghof erweitern.

Seit alters ranken sich Sagen um den Roßberg und die St. Georgs-Kirche, die dort oben steht.

Das Kaltbrunner Heimatbuch weiß folgendes zu berichten:

Die Roßbergkirche

“Auf ein hohes Alter des Kirchleins läßt die Tatsache schließen, daß es dem heiligen Georg geweiht war.

Die Georgskirchen gehen meist in sehr frühe Zeiten zurück. Gehörte doch der heilige Georg zu den wichtigsten Bekehrungs- und Seelsorgepatronen der römischen und bayrischen Missionierung. … Die Zeit seiner Gedächtnisfeier, der 23. April, erinnert an St. Georgs Sieg über den Drachen, der zum Symbol des Heidentums wurde, das der heilige Ritter siegreich überwand.”

“Die Jungfrau, die er der Sage nach aus der Gewalt des Untiers befreite, läß auf uralte mythische Vorstellungen schließen, die mit den zahlreichen Frühlingsbräuchen zusammenhingen. Oft entstanden Georgskirchen oder -kapellen an Plätzen, an denen einst heidnische Kultstätten lagen. So wurde St. Georg nicht nur zum Drachentöter, sondern auch zum Überwinder vorchristlicher Glaubensformen. Feierliche Reiterprozessionen, die am Georgstag heute noch durch die Flur ziehen, erinnern an den christlichen Ritter Georg. Auch auf dem Roßberg wurden früher solche Reiterumzüge jährlich am 23. April durchgeführt. Wir dürfen also annehmen, daß das St. Georgskirchlein auf dem Roßberg, das 1275 zum ersten Mal erwähnt wird, in seinen Anfängen auf ein weit höheres Alter zurückblicken kann, ja daß sein Ursprung auf die Zeit vor 1000 n. Chr. Zurückgeht, möglicherweise in der Nachfolge einer auf dem Roßberg befindlichen vorchristlichen Kult- und Weihestätte.”

“Das Lied vom Drachentöter St. Georg versinnbildlicht den Sieg des Lichts über die Finsternis und die Abwehr des Unheils von Haus und Hof. Aus dem “Frühlingsgott” der vorchristlichen Zeit, der oben auf dem Roßberg vielleicht eine Weihestätte hatte, wurde der tapfere Heilige und Drachenbezwinger Georg, der die Königstochter (das Sonnenlicht) aus den Klauen des Untiers (des Winterdunkels) befreite.”

Die Georgssage erinnert ja auch stark an die vorchristlich-germanische Sage von Siegfried / Sigurd dem Drachentöter. Diese Ähnlichkeit mag mit ein Grund gewesen sein, daß der heilige Georg in der Zeit des Überganges der Bevölkerung zum christlichen Glauben besonders schnell Eingang in die Herzen und Vorstellungen der Menschen fand.

Die Stadt Rosenberg

“Eine Bergstadt soll dort einst gelegen haben, bewohnt von reichen Leuten, die ihr Glück und Geld übermütig machte und die daher durch ein Strafgericht Gottes von der Erde getilgt worden ist. Es gibt ähnliche Sagen von versunkenen Städten und Schlössern, und nicht immer ist der geschichtliche Kern feststellbar, der zu solcher Sagenbildung führte. So ist es auch bei der “Stadt Rosenberg” auf dem Roßberg. Daß es sich um eine Bergwerksstadt gehandelt haben könnte, wie etwa Prinzbach bei Biberach im Kinzigtal eine war, ist schon allein auf Grund der Lage des Roßberges in 747 m Höhe so gut wie auszuschließen. In der Überlieferung des Volkes mischen sich uralte historische Begebenheiten mit vorchristlichen und christlichen Vorstellungen, der Aberglaube, die Furcht vor Dämonen und Gespenstern tun das ihrige dazu, so daß am Ende das Erzählgut, gleich ob Sage oder Märchen, eine kaum mehr entwirrbare Mischung von Tatsachen und Phantasie ist. … Die Kirche ging bei ihrer Missionierung im allgemeinen mit dieser vorchristlichen Überlieferung behutsam um, zerschlug sie nicht rücksichtslos, sondern versuchte dies und jenes einzubauen in ihren Kult. So hielten sich viele alte Sitten und Vorstellungen aus grauer Vorzeit bis weit ins Mittelalter hinein und fanden im Sagengut ihren Niederschlag.” 

 

 

Jahr Der Roßberg und die vier Höfe „ob der Wüste“
1275 Im LIBER DECIMATIONIS, einer lückenlosen Aufstellung der zum Bistum Konstanz gehörenden Pfarreien, findet sich die erste urkundliche Nennung der Roßberg-Kirche, gleichzeitig die zweite Nennung der Kirche von Reinerzau.
Zur Reinerzauer Pfarrei gehören auch Wittichen und das Vortal. Zur Roßberger Pfarrei gehören der Roßberg, Kaltbrunn und die Höfe “ob der Wüste” in Reinerzau.
1324 Luitgard gründet das Kloster Wittichen, mit Unterstützung der Grafen von Geroldseck und der Herzöge von Teck. Das Witticher Klostergesinde bleibt weiterhin nach Reinerzau eingepfarrt.
1327 Übertragung von Kirchenrechten der Roßbergkirche (Patronat) durch die Grafen Georg von Veldenz und Walther von Geroldseck auf das Kloster Wittichen.
1336 Das Witticher Klostergesinde und die Hintersassen sowie die Bewohner des Vortales werden unter Einverständnis des Klosters Alpirsbach von Reinerzau nach Wittichen umgepfarrt, die Reinerzauer Pfarrei erhält eine Entschädigung. Der in der Urkunde genannte Pfarrer Steinmar Salzfaß, Sohn eines gleichnamigen Ritters aus Sulz a.N., ist damit der zweite schriftlich überlieferte Pfarrer in Reinerzau.
1344 Die Herren von Geroldseck sind als Besitzer des Reinerzauer Tales bezeugt. Graf Walther von Geroldseck und seine Söhne Georg und Heinrich verpfänden ihr Fischrecht in Renhartzowe an das Kloster Alpirsbach.
Um 1400 Es gibt erneut Streit um die Zugehörigkeit der Witticher Hintersassen und des Klostergesindes: der Reinerzauer “Kilchherr” (Pfarrer) Konrad (3. schriftlich überlieferter Pfarrer von Reinerzau) richtet mehrere Klageschriften an den Bischof “wider den Kirchgang der Witticher Hintersassen und des Klostergesindes gegen Wittichen” und versucht, die Kirchgänger und deren Zehnten wieder in seinen Einfluß zu bringen.
1459/60 Das Lagerbuch des Klosters Alpirsbach gibt einen Überblick über die 18 in Reinerzau bestehenden Höfe (in älterer Zeit waren es 29) und ihre Besitzer und Abgaben an das Kloster Alpirsbach. Die vier Höfe “ob der Wüste” sind hiervon ausgenommen, da sie zum Besitz der Herren von Geroldseck zählen und auf den Roßberg eingepfarrt sind.
1475 Ein eigens einberufenes Schiedsgericht entscheidet einen Streit zwischen den Herren von Geroldseck und dem Kloster Alpirsbach: die vier Höfe “ob der Wüstin” sind Alpirsbach keine Dienste schuldig, sondern gehören ganz zum geroldseckischen Gebiet.
1480 Gangolf, Herr zu Hohengeroldseck und zu Schenkenzell, verpfändet Besitz in Reinerzau und Schenkenzell an das Kloster Alpirsbach.
1481 Auf Ersuchen des Klosters Wittichen wird die Pfarrei auf dem Roßberg aufgelöst, die Rechte gehen an das Kloster Wittichen. Pfarrer Glockner wehrt sich bis zuletzt gegen die Aufhebung der Pfarrei, wird vor die Kurie nach Konstanz geladen und muß schließlich fliehen.
1488 Gangolf, Herr zu Hohengeroldseck und zu Schenkenzell, verkauft seine Fischwasser am Reinerzauer Bach (Kleine Kinzig) bis Schenkenzell und am Gallenbach an das Kloster Alpirsbach.
1494 Gangolf, Herr zu Hohengeroldseck und zu Schenkenzell, verpfändet Besitz in Reinerzau und an den Höfen “ob der Wüste” an das Kloster Alpirsbach.
zw. 1494 + 1500 Gangolf, Herr zu Hohengeroldseck und Schenkenzell und seine Frau Kungund, geb. Gräfin von Montfort, verpfänden den größten Teil ihrer Herrschaft Schenkenzell (mit Ausnahme der bereits an das Kloster Alpirsbach verpfändeten Bereiche) samt der Kirche auf dem Roßberg an seinen Vetter, Wolfgang Graf zu Fürstenberg, Landgraf der Baar und Herr zu Hausach.
1500 Die Geroldsecker können ihre Schulden nicht zurückzahlen, das Kloster Alpirsbach wird Grund-, Leib-, Zehnt- und Kirchherr von Reinerzau. Alpirsbach und Geroldseck verfassen noch gemeinsam ein “Weyßung Büchlin Rienhartzaw” mit genauer Grenzbeschreibung und Flurnamen, welche teils noch heute bestehen.
1500 Mit dem Übergang auf das Kloster Alpirsbach wird Reinerzau württembergisch. Neue Landesherren sind die Herzöge von Wirtemberg.
Durch die Besitzübergänge von Geroldseck auf Fürstenberg und Alpirsbach wird die alte Herrschaft Schenkenzell zerteilt, Reinerzau wird württembergisch und Schenkenzell, Vortal, Wittichen und Kaltbrunn werden fürstenbergisch. Nur kirchenrechtlich bleibt die alte Zusammengehörigkeit an den vier Höfen “ob der Wüste” noch einige Jahrzehnte sichtbar.
1525 Ein Herdstättenverzeichnis für Reinerzau gibt Auskunft über die damaligen Höfe und Güter und deren Besitzer und Wert, von den Besitzern der Höfe “ob der Wüstin” ist Michel Beilharz genannt. Die Reinerzauer Anwesen zählen damals zu den ärmsten in Württemberg.
1532 Zinsverzeichnis der Roßbergkirche: es werden nur drei Höfe im oberen Tal genannt, der Rötenbächleshof ist zeitweise nicht besiedelt und unter die anderen Höfe aufgeteilt. Besitzer sind Michel Walz, Lenntzi Rapp und Michel Beilharz.
1525/1532 Michel Beilharz (und wohl auch die übrigen Besitzer der Höfe “ob der Wüstin”) müssen also den Bodenzins als kirchliche Steuer an die Pfarrei Roßberg des Klosters Wittichen bezahlen und andere Abgaben als weltliche Steuer an das württembergische Kloster Alpirsbach.
1534-1535 Durch den aus der Vertreibung durch die Landstände zurückgekehrten Herzog Ulrich wird in Württemberg die Reformation durchgeführt. Die Benediktinerabtei Alpirsbach wird 1535 aufgehoben. Alpirsbach und Reinerzau werden reformiert, dieser Vorgang wird in den Witticher Klosterakten als “Abfall” (vom alten Glauben) bezeichnet.
Die Reformation bringt mit sich, daß die vier Höfe “ob der Wüste”, die ja trotz ihrer Zugehörigkeit zu Württemberg kirchenrechtlich weiterhin zur Roßbergkirche gehörten, in die Reinerzauer Kirche umgepfarrt werden.
Erst seit dieser Zeit ist das Reinerzauer Tal kirchenrechtlich eine Einheit. Die Bewohner der vier Höfe “ob der Wüstin” werden seit dieser Zeit nicht mehr auf dem Roßberger Friedhof, sondern auf dem Reinerzauer Friedhof bestattet.
1542 Graf Wilhelm von Fürstenberg führt im Fürstenbergischen die Reformation durch. In diesem Zuge läßt er 1547 die Roßbergkirche teilweise abreißen. Der Chorbereichbleibt erhalten, Schiff und Sakristei fallen weg. Ein zugemauerter Durchgang vom Chor zur Sakristei ist heute noch zu sehen.
1570 Im Fürstenbergischen wird die Gegenreformation durchgeführt, die westlichen Nachbartäler von Reinerzau werden wieder katholisch.
1575 “Kundschaft” des Pfarrers auf Roßberg
In der “ Kundschaft” von 1575, die aus den Akten des Klosterarchivs Wittichen stammt und heute im Fürstlich-Fürstenbergischen Archiv in Donaueschingen liegt, ist unter anderem zu den Einkünften der Pfarrei Roßberg zu lesen:
5. Dem Pfarrer auf Roßberg habe man den großen und kleinen Zehenden (großer Zehnt: Getreide, kleiner Zehnt: sonstige Ackerfrüchte) sampt dem Heuzehenden in der ganzen Vogtei und Stab Kaltbrunn zu stehen lassen.
6. Item mehr von drei Höfen in der Reinerzau unter Roßberg an der anderen Seiten, so württembergisch, gleichfalls alle Zehenden.
Dies heißt, daß der Zehnten der vier Höfe “ob der Wüste” weiterhin an die Roßbergkirche geleistet werden mußte – obwohl diese aufgrund des neuen Konfessionsunterschiedes nicht mehr besucht werden durfte !
1577 Das 30 Jahre zuvor abgerissene Schiff der Roßbergkirche wird wieder aufgebaut.
1804 Noch Jahrhunderte später wird die ehemalige Zugehörigkeit der vier Höfe “ob der Wüste” als bedauerlicher Verlust in den Akten des Klosters Wittichen erwähnt.
1805 Der heutige Roßberghof wird erbaut.
2019 Die Renovierungsarbeiten am Roßberghof beginnen, der Hof wird aufwändig zu einem Ferienheim umgewandelt.
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1275

DJI 0098 - Geschichte der Umgebung

Erste Nennung

Die Kirche auf dem Roßberg wird im Jahre 1275 das erste mal schriftlich erwähnt.

1805

DSC 1559 - Geschichte der Umgebung

Bau des Roßberghofes

Die im Sandstein-Rundbogen des Stalleiganges eingeschlagene Jahreszahl ``1805`` zeugt von der Errichtung des Roßberghofes im Jahre 1805.

2019

DSC 1433 - Geschichte der Umgebung

Renovierung

Der Hof wird mit der Hilfe von vielen Handwerkern aufwändig renoviert

2020

DSC 1205 - Geschichte der Umgebung

Ferienheim

Der Roßberghof ist jetzt offiziell ein Ferienheim und kann für Hochzeiten, Workshops und Feiern oder für Urlaube genutzt werden.